Beschreibung der Attraktion
Das Jesuitenkolleg in Polozk wurde im 16. Jahrhundert unter der Herrschaft von Stephan Batory gegründet. Polozk, eine traditionell orthodoxe Stadt, wurde 1579 während des Litauischen Krieges eingenommen. Um in ihm den Katholizismus - den Hauptglauben des Großfürstentums Litauen - zu etablieren, wandte sich der König an den jesuitischen Klerus mit der Bitte, in Polozk ein Kloster und ein Kollegium zu gründen.
1580 wurde das Kollegium geweiht. Von diesem Moment an entwickelte sich Polozk zu einem bedeutenden europäischen religiösen und pädagogischen Zentrum. Neben religiösen Disziplinen werden hier weltliche Wissenschaften gelehrt: Rhetorik, Sprachen, Musik, antike Literatur.
Trotz der Tatsache, dass Polozk ein Zankapfel zwischen Russland und dem Großfürstentum Litauen war, entwickelte und wuchs das Kollegium trotz wiederholter Zerstörungen und Brände, wobei es jedes Mal besser und schöner wurde. Im 17. Jahrhundert verfügte das Kollegium bereits über eine Bibliothek, eine Kunstgalerie, eine Apotheke, ein karitatives Krankenhaus, ein Theater und eine Druckerei.
Im Jahr 1777 erlaubte Katharina II., bekannt für ihre Sympathie für den Jesuitenorden, per Sonderdekret die Eröffnung eines katholischen Noviziats in Polozk. Nach dem Verbot der Aktivitäten des Jesuitenordens in Europa wird Polozk zu einer Art Jesuitenhauptstadt. Prominente Wissenschaftler und religiöse Persönlichkeiten kommen hierher.
Im Jahr 1812 wurde das Jesuitenkolleg in Polozk auf Erlass von Kaiser Alexander I. in eine Akademie umgewandelt. Im Jahr 1820 wurde die Akademie aufgrund der Besorgnis der Behörden über die missionarischen Aktivitäten der Jesuiten auf dem Territorium des Russischen Reiches geschlossen und die Jesuiten aus Russland ausgewiesen.
Im 19. Jahrhundert befanden sich in den Mauern des ehemaligen Jesuitenkollegiums zuerst die Polozk-Hochschule, dann das Polozker Kadettenkorps. Zu Sowjetzeiten wurde hier ein Militärkrankenhaus betrieben. Seit 2005 beherbergt das ehemalige Jesuitenkolleg zwei Fakultäten der Staatlichen Universität Polozk: Geschichte und Philologie sowie Informationstechnologie.